Daniela Evers lässt sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Nicht durch die oppositionelle SPD, die sich gleich beim Start des Untersuchungsausschusses in der Causa Polizeiinspekteur und Briefaffäre des Innenministers an der Ausschussvorsitzenden rieb. Denn die Grünen- Landtagsabgeordnete Evers hatte in der zugespitzten Debatte um öffentliche oder nichtöffentliche Zeugenvernehmungen und den Maßstab dabei, auf rechtliche Zwänge hingewiesen. Und auch nicht durch Innenminister Thomas Strobl vom Regierungspartner CDU. Bei der ersten Vernehmung bestand Evers darauf, dass Strobl auf eine bestimmte Frage zu antworten habe. Der reagiert genervt: „Eigentlich schätze ich Ihre unparteiliche Verhandlungsführung, aber das geht zu weit.“
Evers sieht ihr Amt so: „Ich definiere den Vorsitz als sehr neutrale Funktion.“ Und sie sei zuständig, dass alles korrekt ablaufe. Sie selbst sieht sich dabei nicht als sakrosankt: „Auch die Entscheidungen der Vorsitzenden dürfen selbstverständlich in Frage gestellt werden.“ Zumal die ersten Sitzungen dem gegenseitigen Austesten dienten, wie sie bemerkt. Schon bei der ersten öffentlichen Sitzung am 23. September war klar, die große Show ist nicht ihr Ding, sie führt das Gremium geduldig an einer langen Leine, greift aber ein, wenn sie es für geboten sieht. Am Freitag tagt der Ausschuss erneut.
Der Vorsitz des Untersuchungsausschusses hat die Abgeordnete aus dem Wahlkreis Freiburg I ans Licht einer größeren Öffentlichkeit gebracht, allzu viele parlamentarische Schlachten in Stuttgart hat sie noch nicht erlebt. Evers wurde erst im März 2021 in den Landtag gewählt. Damals gewann die Rechtsanwältin aus Titisee-Neustadt ihren Wahlkreis direkt. Seither sitzt sie in mehreren Ausschüssen, hat zudem das Amt der Strafvollzugsbeauftragten ihrer Fraktion übernommen. Dass ihr die Fraktion den Vorsitz im für die grün-schwarze Regierung durchaus mit Risiken versehenen Untersuchungsausschuss anvertraute, zeigt zweierlei: Zum einen ist die Personaldecke in der mit 58 Mitgliedern größten Grünen-Fraktion, die es je im Landtag gab, nicht riesig, was juristischen Sachverstand angeht. Zum anderen haben ihr die eineinhalb Jahre im Landtag offenbar gereicht, sich einen guten Ruf zu verschaffen. Sie habe sich „natürlich gefreut“, als die Fraktion auf sie zugekommen ist.
Daniela Evers war vor ihrer Wahl in den Landtag zwölf Jahre lang Gemeinderätin in Titisee-Neustadt. „Ich halte eine Gemeinderatstätigkeit als die bestmögliche Vorbereitung für jegliche politische Arbeit auf anderen Ebenen“, sagt sie und blickt dabei vor allem auf den direkten Kontakt mit den Menschen und die Gespräche vor Ort. Den Sitz im Gemeinderat gab sie wegen des Landtagsmandats auf, aber nicht die direkten Kontakte.
30 Gemeinden gehören zu ihrem Wahlkreis, darunter der Osten Freiburgs. Der Spagat vom städtischen Milieu hin zum Hochschwarzwald beschert ihr neben einer großen Spannbreite an Themen auch höchst unterschiedliche Charaktere, wie sie selbst launig bemerkt. Ihr Vorteil: Sie kennt beide Seiten.
Seit 25 Jahren lebt sie in Titisee-Neustadt mit ihrem Ehemann, ihre beiden
Kinder sind bereits erwachsen. Sie stammt aus dem Freiburger Stadtteil Opfingen, ein Dorf, das während der Gebietsreform 1971 zu Freiburg kam. Aus Opfingen kommt auch der Staatssekretär im Justizministerium und CDU-Landtagsabgeordnete Siegfried Lorek, er ist aber seit langem im Rems-Murr-Kreis verortet. Evers kennt ihn aus Jugendtagen. „Sein älterer Bruder war mit mir in der Jugendkapelle“, erzählt sie. „Und unsere Eltern kennen sich, so wie man sich eben auf dem Dorf kennt.“ Dass Lorek eines Tages selbst einen Auftritt als Zeuge im Untersuchungsausschuss hat, ist nicht ausgeschlossen. SPD und FDP nahmen bereits immerwiedermal eine von ihnen vermutete Rolle des umtriebigen Christdemokraten bei Beförderungen innerhalb der Polizei aufs Korn.
In Zeiten der Opfinger Jugendkapelle spielte Evers Querflöte, das Hobby hat den Umzug nach Titisee-Neustadt aber nicht überlebt. Dafür sang Evers im Chor. Wegen des Landtagsmandats gehe das
auch nicht mehr, resümiert sie. Und der U-Ausschuss hat den Zeitaufwand noch einmal deutlich erhöht, das Ende ist nicht absehbar.